Welche Hochkulturen kann man in Peru finden?
Im Land des einstigen Inka-Reiches entdeckt man zahlreiche bedeutende Hochkulturen, die die reiche Geschichte des Landes prägen. Von den ersten Gesellschaften an der Zentralküste bis zum mächtigen Inkareich war Peru die Heimat vieler Kulturen und entwickelte sich zu einem archäologischen Paradies in den Anden. Besonders zwei Regionen gelten als Hotspots kultureller Entwicklungen: die maritim geprägte Nordküste und das landwirtschaftlich geprägte Hochland sowie das Titicaca-Becken.
Caral
ca. 3000 – 1800 v. Chr.
Die Caral-Kultur, auch als Norte-Chico-Zivilisation bekannt, zählt zu den ältesten Zivilisationen Amerikas und die gleichnamige Stadt gilt sogar als die älteste Stadtsiedlung des Kontinents und wurde 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Ihre Blütezeit lag zwischen etwa 2600 und 2000 v. Chr. Caral beeindruckt durch monumentale Architektur, darunter große Pyramiden und Terrassenplattformen aus Kieselsteinen und Lehmziegeln. Die Hochkultur wies eine soziale Hierarchie und eine komplexe Gesellschaftsstruktur auf. Die archäologischen Funde deuten auf eine Eliteklasse von Priestern oder Führern hin. Eine zentrale Aufgabe des täglichen Lebens war die Wasserbeschaffung. Dafür errichteten sie ein beeindruckendes System aus Bewässerungskanälen. Durch die spezielle Konstruktion der Wassergräben lenkten sie den Wind so, dass auch weit entfernte Gebiete bewässert wurden.
Ort: Supe-Tal, etwa 200 Kilometer nördlich von Lima
Merkmale: Eine der ältesten Zivilisationen in Amerika, entwickelte fortschrittliche landwirtschaftliche Techniken und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Bekannt für monumentale Pyramiden und öffentliche Gebäude.
Wichtigste Stätte: Caral.
Chavín-Kultur
ca. 1400 – 400 v. Chr.
Bekannt für ihre fortschrittliche Steinarchitektur und religiösen Besonderheiten, zählt sie zu den frühesten und einflussreichsten Hochkulturen Perus. Die Chavín prägten viele nachfolgende Kulturen durch ihre technischen Neuerungen und entwickelten ein weitreichendes Handelsnetz. Das Zentrum der Chavín-Kultur war Chavín de Huántar, eine bedeutende religiöse und kulturelle Stätte nahe Huaraz in der Cordillera Blanca. Es ist berühmt für seine monumentale Architektur, darunter Tempelkomplexe, Plattformen und Galerien. Die Gebäude bestehen aus großen Steinen. Die Stätte umfasst labyrinthartige unterirdische Gänge und Wasserkanäle, einschließlich des berühmten Tello-Obelisken. Hier erlebte auch die Keramik ihre Blütezeit.
Ort: Andenhochland, nördliches Peru
Merkmale: Einflussreiche religiöse und künstlerische Kultur, komplexe Tempelbauten, Steinschnitzereien mit ikonischen Mischwesen, fortschrittliche Metallverarbeitung und Keramikherstellung.
Wichtigste Stätte: Chavín de Huántar.
Paracas
ca. 700 – 100 n. Chr.
In der Endphase der Chavín-Kultur entwickelte sich an der Südküste Perus die Paracas-Kultur, benannt nach der gleichnamigen Halbinsel. Sie lag zeitlich zwischen der Chavín- und der Nazca-Kultur und ist berühmt für ihre kunstvollen Textilien und Keramiken. Ihre fein gearbeiteten Stoffe, die zu den besten der präkolumbischen Welt zählten, beeindruckten durch Farbenpracht und detaillierte Muster. Die Paracas führten auch Schädeloperationen (Trepanationen) durch und entwickelten fortschrittliche Mumifizierungspraktiken, die in der Nekropole von Paracas ihren Höhepunkt fanden. Dabei bestatteten sie Priester und Adlige in aufwendigen Grabkammern. Die mumifizierten Leichname verschlossen sie in Erdhöhlen, umgeben von feinsten Textilien sowie Gold- und Silberfiguren. Für die Reise ins Totenreich legten sie Waffen und in Tontöpfen verschlossene Speisen und Getränke bei.
Heute ist das Gebiet eine verlassene Gegend, die zu ihrer Blütezeit jedoch dicht besiedelt war.
Ort: Südküste Perus
Merkmale: Bekannt für die kunstvollen Textilien, Keramik, Mumifizierungen und Schädeloperationen (Trepanationen).
Wichtigste Stätte: Paracas Nekropole
Nazca-Kultur
ca. 200 v. Chr. – 600 n. Chr.
Die Nazca-Kultur ist vor allem für die Nazca-Linien bekannt, riesige Tierbilder in der Wüste, deren Zweck und Herstellungsmethoden noch immer Rätsel aufgeben. Die Oase von Nazca erlaubte eine dauerhafte Besiedelung in einer trockenen Umgebung. Durch komplexe Bewässerungssysteme war auch eine intensive Landwirtschaft möglich.
Ort: Südküste Perus
Merkmale: Berühmt für die Nazca-Linien, riesige Geoglyphen in der Wüste, ausgeklügelte unterirdische Bewässerungssysteme (Puquios), fortschrittliche Keramik und Textilkunst.
Wichtigste Stätte: Nazca-Linien
Moche-Kultur
ca. 100 – 700 n. Chr.
Die Moche-Kultur blühte an der Nordküste Perus und beeindruckte mit ihrer fortschrittlichen Metallverarbeitung und Keramik, die das tägliche Leben und religiöse Szenen detailreich darstellt. Sie bauten beeindruckende Pyramiden wie die Huaca del Sol und die Huaca de la Luna. Ihre Meister der künstlichen Bewässerung schufen über 150 Kilometer lange Kanäle, die sie von Hand mauerten oder in Fels schlugen.
Ort: Nordküste Perus
Merkmale: Beeindruckende Bauwerke, kunstvolle Keramiken mit Darstellungen des Alltags und zeremoniellen Lebens, fortschrittliche Metallarbeiten und Bewässerungssysteme.
Wichtigste Stätten: Huaca del Sol und Huaca de la Luna
Pucara
250 v. Chr. – 380 n. Chr.
Im nordöstlichen Teil des Titicaca-Beckens entstand die älteste Kultur im Andenhochland. In den Geoglyphen der Pukara-Kultur sind Schlangen, Vögel und Fische abgebildet. Im Unterschied zu den Nazca, die sich auf religiöse Scharrbilder beschränkten, verbanden die Pukara das Schöne mit dem Nützlichen. Ihre Motive waren Kanäle in einem ausgeklügelten Bewässerungssystem.
Die Pukara, die Vorgängerkultur der Tiwanaku, hatten im Gebiet des Titicacasees ihr kulturelles und politisches Zentrum. Forscher diskutieren, ob die Pukara-Kultur eine lockere Vereinigung indigener Völker oder ein unabhängiger Staat war.
Merkmale: Geoglyphen, Keramiken, Skulpturen und frühe Bewässerungstechniken.
Ort: Titicaca See
Wichtigste Stätten: Archäologische Stätte Pukara, Museo Lítico de la Cultura Pucará
Tiwanaku – Hochkultur
ca. 300 – 1000 n. Chr.
Die Tiwanaku-Kultur hatte ihr Zentrum in der Region um den Titicacasee und erstreckte ihren Einfluss bis nach Bolivien und Chile. Sie ist bekannt für ihre monumentale Architektur und fein gearbeitete Steinmetzkunst. Die Tiwanaku entwickelten ausgedehnte Handelsnetze und landwirtschaftliche Terrassensysteme.
Ort: Hochland um den Titicacasee.
Hauptmerkmale: Monumentale Architektur und Steinmetzkunst, umfangreiche Handelsnetze und Einfluss bis nach Bolivien und Chile.
Wichtigste Stätten: Tiwanaku in Hochland von Bolivien
Lima
100 – 600 n. Chr.
Archäologen entdecken heute noch in Lima verschiedene Artefakte und kulturelle Stätten. In den Flusstälern des heutigen Limas lebte einst eine Kultur, die wahrscheinlich keine Metallwerkzeuge und feinen Textilien nutzte, aber bemerkenswerte Tongefäße herstellte. Viele dieser Gefäße hatten, ähnlich den Nazca, zwei Ausgüsse.
Ort: Lima
Wichtigste Stätten: Huaca Pucllana und Pachacamac
Wari-Hochkultur
ca. 500 – 1000 n. Chr.
Die Wari-Kultur entstand im zentralen Hochland und breitete sich entlang der Küste aus. Sie prägten frühe Formen von Imperialismus und Verwaltung, bauten Straßennetze und Bewässerungssysteme, die später die Inka übernahmen. Die Wari formten die politische und kulturelle Landschaft Perus maßgeblich.
Ort: Zentralanden, Region Ayacucho
Merkmale: Frühe Reichsbildung in den Anden, urbanes Planungsdesign, Festungsbauten, fortschrittliche Textilkunst, ausgedehntes Straßennetz und Bewässerungssysteme.
Wichtigste Stätte: Wari (nahe der heutigen Stadt Ayacucho)
Chimú-Hochkultur
ca. 900 – 1470 n. Chr.
Die Chimú-Kultur blühte an der Nordküste Perus auf und errichtete ihre Hauptstadt in Chan Chan, der größten Lehmziegelstadt der Welt. Die Chimú meisterten die Metallverarbeitung und entwickelten fortschrittliche Bewässerungssysteme. Schließlich eroberte das expandierende Inka-Reich ihre Kultur.
Ort: Nördliche Küste Perus
Merkmale: Entwickelte fortschrittliche Metallverarbeitungstechniken, groß angelegtes Bewässerungssystem, Hauptstadt Chan Chan, die größte Lehmziegelstadt der Welt.
Wichtigste Stätte: Chan Chan
Chachapoya-Hochkultur
ca. 800 – 1570 n. Chr.
Tief in den Nebelwäldern des Amazonas verbirgt sich vieles dieser Kultur noch immer. Ausgrabungen zeigen, dass die Chachapoya-Kultur vor rund 2000 Jahren entstand. Ein besonderes Zeugnis dieser Kultur ist die einzigartige Festung von Kuélap. Hoch über den Wolken gelegen, gab diese Stadt den „Wolkenmenschen“ oder „Wolkenkriegern“ ihren Namen. Typisch für die Chachapoya sind Rundbauten mit Strohdächern und rautenförmigen Reliefs, die sie im Einklang mit der Natur errichteten.
Man nimmt an, dass die Chachapoya in einem losen Staatenverbund lebten. Kurz vor dem Eintreffen der Spanier besiegten die Inka sie. Später verbündeten sich die kriegerischen Chachapoya mit den Spaniern gegen die Inka.
Ort: Amazonasregion, nordöstliches Peru
Merkmale: Bekannt als „Krieger der Wolken“, entwickelten eindrucksvolle Steinarchitektur und komplexe Bestattungstürme (Chullpas), reiche Textil- und Keramikkunst.
Wichtigste Stätte: Kuelap
Inka-Reich
ca. 1200 – 1533 n. Chr.
Das Inka-Reich war die größte präkolumbische Zivilisation in Amerika, deren Einflussgebiet sich über Teile von Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile erstreckte. Die Inka waren bekannt für ihre zentrale Verwaltung, das umfangreiche Straßensystem (Qhapaq Ñan), beeindruckende Städte wie Cusco und Machu Picchu sowie ihre landwirtschaftlichen Terrassensysteme. Das Inka-Reich zeichnete sich durch eine hochorganisierte Gesellschaft und fortschrittliche Techniken in Bauwesen und Landwirtschaft aus.
Ort: Andenregion, reichte bis nach Kolumbien, Ecuador, Chile und Argentinien.
Hauptmerkmale: Größtes präkolumbisches Reich Amerikas. Hauptstadt Cusco, bekannte Städte wie Machu Picchu. Zentralisierte Verwaltung, Straßensysteme (Qhapaq Ñan) und beeindruckende landwirtschaftliche Terrassen.
Wichtigste Stätten: Cusco (Hauptstadt), Machu Picchu, Sacsayhuamán, Ollantaytambo